"Eismann"

Auch das geht: Die ausrangierte Eingangstür aus dem Elternhaus meines Kunden war zu schade zum Vernichten. Daher wurde der Wunsch an mich herangetragen, daraus eine Gitarre im „Eismann-Style“ zu fertigen. Nachdem abgeklärt war, welche Maße die zu verwertenden Teile haben, kristallisierte sich heraus, dass es ein 3-teiliger Korpus werden muss.

Beim Holz handelt es sich um sehr altes Mahagoni (aus dem Kongo, wenn ich recht verstanden habe), welches zu einem Korpusrohling verleimt wurde. Leider stellte sich heraus, dass das Holz vor Nägeln nur so trotzte – und zwar an unterschiedlichen Stellen auf Vorder- und Rückseite. Nach vielem Ausmessen und Anzeichnen ist es dann geglückt, die angefertigte Schablone für die Korpusform so zu platzieren, dass keine Nägel unmittelbar im Säge- und Fräsbereich liegen… bis auf einen kleinen Nagel, der vorher nicht zu sehen war Der hat aber zum Glück nur sehr geringen Schaden am teuren Fräser verursacht.

Den Korpus habe ich vorsichtig ca. 1,5 cm ausgehöhlt (zuerst mit einem alten 35mm-Forstnerbohrer) und anschließend ganz mutig noch glattgefräst. Zum Glück traf ich in dieser Tiefe nicht auf weitere metallische Überraschungsgäste.

Aufgeleimt wurde eine Decke aus bookmatched gefügtem Ahorn, aus welcher später eine Wölbung herausgearbeitet wurde. Die Farbvorstellungen des Kunden konnte ich durch mehrere Beizversuche auf Probestücken genau umsetzen; auch das Fake-Binding ist geglückt. Die Rückseite ist durch eine zusätzliche Mahagonibeize wie gewünscht schön dunkel geworden. Vorhandene Nägel sollten sichtbar bleiben.

Beim Hals handelte es sich um einen vom Kunden gekauften Padouk-Hals mit Pao-Ferro-Griffbrett und Paddel-Kopfplatte zum Selbstaussägen. Dafür habe ich mir eine Schablone der Kopfplattenform der Vorbild-Gitarre angefertigt und etwas an die vorhandene kürzere Kopfplatte angepasst. Später wurde ein dünnes, schwarzes Kopfplattenfurnier aufgeleimt und auf Kundenwunsch ein Inlay in Form eines „Broken Diamond“ eingelegt. Die Teile dafür habe ich aus Perlmutt ausgesägt. Vom Hals wurde nur die Kopfplatte lackiert. Der Rest wurde geölt und gewachst (und fühlt sich genialst an). Den Sattel habe ich aus einem Knochenrohling angefertigt. Da sich der Zugang zur Spannstabmutter nicht auf der Kopfplatte befindet, diese aber insgesamt recht lang und bis auf das Inlay leer ist, kam mein Kunde auf die Idee, dort eine „Fake-Abdeckung“ anzubringen. Diese habe ich dann aus einem Stück Ahorn angefertigt und auf Wunsch versucht, den Farbton der Decke dort wiederzugeben.

Vom Kunden bekam ich 2 gebrauchte Humbucker mit teilweise unbekannter Herkunft. Diese werden mit 2 Volume-Potis und einem Tone-Poti für den Steg-Tonabnehmer sowie einem Toggleswitch kontrolliert.

Der Hammer und Hingucker ist das Düsenberg LesTrem II von Rockinger, welches butterweich „tremolieren“ lässt.

Die Gitarre klingt wirklich klasse mit viel Sustain und Attack.

 

 


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